Geschichte

Geschichte der Hausarzt Praxis in Bergheim in der „Hauptstraße 19″

Die Anfänge der ambulanten ärztlichen Tätigkeit in der Kreisstadt gehen zurück auf das Jahr 1898. Neben dem Krankenhaus “ Maria Hilf“ , das 1848 gegründet wurde, wird vom Sanitätsrat Hillebrand berichtet. 1898 wurde er offiziell zum Impfarzt des Kreises Bergheim, Sanitätsrat und Ausbilder der Sanitätskolonne gewählt. Im Jahr 1904 baute Hillebrand ein Haus auf der Haupstsraße 16 (heutige Marien Apotheke). Im gleichen Jahr wurde er als Anstaltsarzt des Krankenhauses “ Maria Hilf“ von Oberin Alfonsine vom Orden der Dernbacher Schwestern verpflichtet. In seinem Wohnhaus gegenüber 1richtete Hillebrand im Haus Hauptstr. 19 eine Krankenstation ein. Hier wurden teilweise ambulant, aber auch Tag und Nacht Patienten betreut, weil die Krankensäle im Maria Hilf Krankenhaus überfüllt waren. Der Zeitpunkt des Beginns einer ärztlichen Praxis im Hause  “Hauptstr. 19 “ liegt etwa in der gleichen Zeit. In der Bergheimer Zeitung berichtet Schwester Natalie von ihrer Tätigkeit in diesem Haus. Im September 1914 wurden von dort 10 entlassene Soldaten teils erkrankt, teils verwundet vom Medizinalrat Hillebrand überstellt. Wie seiner Zeit üblich, bestand der ärztliche Beistand vor allem in Fahrten über Land. In der ländlichen Region wurden neben Hausbesuchen in Gastwirtschaften regelrechte Sprechstunden abgehalten.(nachzulesen im Sonderdruck des Geschichtsvereins Bergheim über die Arztfamilie Bachem in Niederaussem) Eine Anekdote erzählt von einer Fahrt zur Untersuchung der Schulkinder in Rheidt mit der Reichsbahn. Üblicherweise war Dr. Hillebrand jedoch mit Pferd und Kutsche unterwegs. 1929 trat Dr. Josef Spickernagel die Nachfolge in der Praxis “ Hauptstr. 19″ an. Dr. Hillebrand war fortan als Kreisarzt im behördlichen Dienst weiter tätig. Josef Spickernagel war Sohn einer Müllerfamilie. In der Eschermühle bei Ahe wurde er 1888 geboren. Nach dem Abitur auf der Ritter Akademie in Bedburg studierte er in Würzburg und Straßburg bis 1914 . 1914 bis 1917 wurde er Soldat und war in Frankreich an der Westfront eingesetzt. Nach der Rückkehr aus dem Krieg nahm er das Studium in Bonn wieder auf. 1919 Promotion und Approbation in Gießen. Auch Spickernagel erlangte seinen Ruf unter anderem durch2 rege Besuchstätigkeit auf dem Land. Heute längst , wegen des Abbaus der Kohle- verschwundene Orte, wie Frauweiler, Wiedenfeld , Fortuna gehörten wie viele weit verstreut liegende Dörfer  und Höfe dazu. Mit der Entwicklung des Tagebaus entstand, der für die Bergleute zuständige Knappschaftsarzt. Dieser wurde durch die Bergleute selbst, ständig neu gewählt. Für Bergheim wurden Dr. Josef Spickernagel und Dr. Anton Lemm gewählt. Nach Überlieferung von heute noch lebenden Patienten entwickelte Josef Spickernagel originelle Wesenszüge. Er ließ bei den Hausbesuchen selten die Küche aus und hob regelmäßig die Deckel der Töpfe auf dem Herd begutachtend ab. Die Hausbesuche wurden in der ersten Zeit mit dem Motorrad gefahren, später kam ein kleines Renault Cabriolet, welches Josef ( Jupp) aufgrund seiner Körpergröße ohne Öffnen der Türen bestieg. 1939 wurde Spickernagel eingezogen. Mehrere Stabsärzte der Wehrmacht vertraten ihn. Nach zwei Standorten , Wipperführt und Hermeskeil, hieß es schon 1940 : Rückkehr in die “ Hauptstr. 19″. Im Alter von 70 Jahren , am 19.Oktober 1959, verstarb Dr. Josef Spickernagel. Bis heute erinnern sich Patienten noch an ihn und erzählen von seiner hilfsbereiten, sozialen Art. Nach einer Vertretungszeit von einem halben Jahr durch Dr. Hentsch trat der Sohn Dr. Alfred Spickernagel 1959 die Nachfolge seines Vaters an. Alfred Spickernagel wurde am 28. Mai 1926 in der Hauptstr. 19 in Bergheim geboren. Er studierte in Bonn . Weitere Stationen waren das “ Maria Hilf Krankenhaus “ in Mönchengladbach und das “ Cornelius Krankenhaus“ in Dülken. Wie schon sein Vater behandelte er in fürsorglicher Weise seine Patienten. Damals gehörte die häusliche Geburtshilfe üblicherweise mit dazu. 3Ständig wachsende Patientenzahlen machten in der “ Hauptstr. 19″ Umbaumaßnahmen erforderlich. Die Praxis wurde durch ein Wartezimmer und ein Labor erweitert. Nach frühmorgendlichem Aufschließen mussten die von der Schicht kommenden Arbeiter kleine Nümmerchen ziehen, die dann im Zeittakt aufgerufen wurden. Vor allem die Menschen aus den Dörfern ringsum gehörten zu den treuen Patienten. Anfang 1980 sah das Haus “ Hauptstr. 19″ schweren Zeiten entgegen. Die Stadtsanierung forderte ihren Tribut. Die Südweststraße wurde gebaut, Grundstücke wurden verlegt. Als eines der letzten Häuser musste auch das Haus an der “ Hauptstr. 19″ weichen. Im Jahr 1983 begannen die Bauarbeiten für einen Neubau der Praxis. Eine Gemeinschaftspraxis Dr. Alfred Spickernagel &   Dr. Wolfgang Friedhoff, seinem Neffen und Enkel von Josef Spickernagel, wurde gegründet. Während der Bauzeit wurden die Patienten in provisorisch hergerichteten Räumen in der Südweststr. 10 behandelt. 4Im Verständnis um ganzheitliche umfassende Patientenbetreuung wurde eine endoskopische Abteilung eingerichtet, so dass die Patienten zu therapeutischen- und zu Vorsorgezwecken Magen – und Darmspiegelungen in der Praxis erhalten konnten. Dr. Alfred Spickernagel verstarb am 10. Dezember 1999 im Alter von 73 Jahren. Als Nachfolgerin für Dr. Spickernagel trat zunächst Frau Dr. Gesine Sendker, Ärztin für Allgemeinmedizin mit den Zusatzbezeichnungen Naturheilkunde und Akupunktur der Gemeinschaft bei. Im Oktober 2002 wurde ihr Ehemann Mathis Sendker als hausärztlicher Internist in der Gemeinschaft ebenfalls tätig. In diese Zeit fällt auch das 100 jährige Bestehen der Praxis Hauptstraße 19. Seit 2016 ist die Praxis Lehrpraxis der Albertus Magnus Universität in Köln. Zusätzlich können Assistenzärzte ihre Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in der Praxis absolvieren. Im Jahr 2016 übergab Herr Dr. Jürgen Könner seinen Kassenarztsitz an die Tochter von Dr. Friedhoff, Dr. Cornelia Kukolja. Sie verfügt über die Zusatzbezeichnung Psychotherapie. Wegen seiner Erkrankung übergab Wolfgang Friedhoff zum Jahreswechsel 2016 / 2017 seinen kassenärztliche Tätigkeit seinem Sohn, Dr. Johannes Friedhoff, Arzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin. Somit kann die Praxis auch in 4. Generation fortbestehen.

Im August 2017 verstarb Dr. Wolfgang Friedhoff infolge seiner Erkrankung. Dies ist für viele Patienten und für uns als Praxisteam ein schwerer Verlust, mit dem wir alle zu leben lernen müssen. 32 Jahre lang betreute Dr. Friedhoff seine Patienten. Die Nähe zu seinen Patienten erfüllte ihn. Bis zuletzt übte er seinen Beruf mit voller Hingabe aus. Wir vermissen ihn sehr und bemühen uns, die Praxis in seinem Sinne weiterzuführen.

Das Spektrum der Praxis umfasst mit der Inneren Medizin, Allgemeinmedizin, Akut- und Notfallmedizin, Psychosomatik, Naturheilkunde, Akupunktur sowie Psychotherapie eine ganzheitliche und umfassende Patientenbetreuung ganz im historischen Verständnis.

 

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